Rei:gen / 2014
Musiktheater in 10 Dialogen für 5 Stimmen
Text von Michael Sturminger nach Arthur Schnitzler
Das ist keine leichte Komödie der Verführungen, sondern vielmehr das intime Konterfei der Zirkulation kapitalistischer Warenproduktion im Medium des privatesten Bereichs der bürgerlichen Gesellschaft: der Sexualsphäre. “Ihr bestes Buch, Sie Schmutzfink”, lobte Hugo von Hofmannsthal die gewagte Szenenreihe seines Freundes. Der Dichter und Arzt Arthur Schnitzler, den Freud einmal als eine Art von Doppelgänger bezeichnet hatte, diagnostizierte das obszön-patriarchale Daseinsgesetz jener Gesellschaft genau dort, wo sie buchstäblich am leibhaftigsten zum Ausdruck gelangte. Die zehn Dialoge enthielten – durchaus ebenso buchstäblich zu verstehen – zehn, nur durch Gedankenstriche angedeutete Akte.
In Langs kaum einem engeren Genre zuzurechnenden Kompositionen spielt das Gestaltungsprinzip der transformativen Wiederholung eine große Rolle. Sein Theater der Wiederholungen umschreibt dabei eine Form der Kritik. Für “Re:igen”, seziert Bernhard Lang die repetitive und immer wieder stockende Monotonie der erotischen Schnitzler’schen Akte kongenial mit den ihm eigenen musikalischen Mitteln. In der rigiden Struktur von zehn gleichwertigen Szenen liegt das Potenzial, in den kleinsten Abweichungen das Zentrum des gemeinsamen Interesses erscheinen zu lassen: den stets getriebenen Menschen.
SWR2 Musik, Reinhard Ermen (Baden-Baden)