Hurensohn / 2003
Feature cinema film of Gabriel Loidolt’s novel “Hurensohn”
Der 16-jährige Ozren erzählt die Geschichte seines Lebens mit seiner Mutter Silvija, einer jungen, schönen Kroatin, die Ende der 70-iger Jahre aus Jugoslawien nach Wien kommt und auf der Suche nach einem besseren Leben bald auf dem Strich landet.
Von Silvija, die sich im Laufe der Jahre zu einer gutbezahlten Edelprostituierten hinaufarbeitet, oft alleingelassen, versucht Ozren, seinem “außernormalen” Schicksal als Hurensohn gewachsen zu sein.
With
Chulpan Khamatova, Stanislav Lisnic, Miki Manojlovich, Georg Friedrich, uva.
Scenario
Michael Sturminger
Сameraman
Jürgen Jürges
Cut
Carina Ressler
Music
Adrian Vonwiller
Design
Renate Martin, Andreas Donhauser
Producer
Sepp Aichholzer
Director
Michael Sturminger
Ein cinéma-verité der Künstlichkeit probiert auch Michael Sturminger in “Hurensohn”, dem vielleicht schönsten, dichtesten Film. Der stilisierte Film, der sich auf den Spuren des James-Dean-Klassikers “Jenseits von Eden” bewegt, sieht das Emigrantentum auch als Lebenszustand von uns allen, im Sinne von Ophüls. Die Hauptfigur, Sohn einer aus Kroatien stammenden Wiener Prostituierten, ist der reine Tor gegen alle Chancen. Schmerzlich entfaltet sich die Unmöglichkeit einer Liebe zwischen Sohn und Mutter, die trotz ihrer Power von Schuld geplagt wird. Sturminger tastet sich an eine Grenze heran, wo die Sehnsucht beginnt. Es sind Filme wie “Hurensohn”, die durch die fast verlorene Kunst einer mise en scène der Gefühle im Gedächtnis bleiben.
– HANS SCHIFFERLE, “Süddeutschen” 03.02.2004
“Hurensohn” ist ein sensibler Film an stimmigen Schauplätzen mit guter Musik, überzeugender Besetzung und wunderbarer Ausstattung. Wärmstens empfohlen!
– ISABELLA MARBOE, “Die Furche” 19.02.2004
Aus einem mitunter ironischen Milieubericht wird eine Tragödie, wie sie der Grazer Gabriel Loidolt ersann und der Wiener Michael Sturminger extra dry verfilmte. Eine umwerfende Performance bietet dievielschichtige Russin Chulpan Khamatova (“Tuvalu”, “Luna Papa”, “Good bye,Lenin”), die grandiose Kamera-Arbeit liefert Haneke-Kameramann Jürgen Jürges.
– “Kleine Zeitung” 19.02.2004
“Hurensohn” ist kein Film der großen Effekte, vielmehr ein Werk der atmosphärischen Feinzeichnung: Der Wiener Michael Sturminger, bislang vor allem als Opernregisseur bekannt, skizziert Ozrens Drama (und Wiens Jugo-Community) liebevoll, in kräftigen Farben, mit sublimer Musik und nuancierten Figuren.
– STEFAN GRISSEMANN, “profil” 23.02.2004
Michael Sturmingers Halbwelt-Studie präsentiert sich lakonisch-unsentimental, ohne sich Zwischentönen zu verschließen.
Lebenshärte pur, wenn der kleine Ozren bei der Schulweihnachtsfeier umsonst auf seine Mutter wartet. Kundschaft geht eben vor. Während Khamatova als “Pretty Woman” zum Sex-Chamäleon in ständig neuer Aufmachung mutiert, beweist der Hurensohn in seiner kindlich-trotzigen Naivität Charakter. Zeit der Unschuld vor roten Laternen.
– “Neue Kronen-Zeitung” 19.02.2004
Hoffnungslos überdeterminiert, aber visuell präzise und gut gespielt, versucht Michael Sturmingers Spielfilm Hurensohn eine gültige filmische Alternative für die Kunstsprache von Gabriel Loidolts gleichnamigem Roman zu finden. Aber die charakteristische, verfremdende Erzählstimme des sich “außernormal” wähnenden Buch-Protagonisten fehlt dem Film, deshalb bleibt er letztlich eine Fallstudie, in der psychologische Klischees die Hauptrolle spielen. Der Verzicht auf übermäßige Off-Kommentare sorgt andererseits für streckenweise packenden Erzählfluss.
– Christoph Huber, “Die Presse” 21.02.2004