Ernst ist das Leben / 2018
The Importance of Being Earnest von Oscar Wilde / Deutsche Fassung von Elfriede Jelinek nach einer Übersetzung von Karin Rausch
Alles gibt es nur doppelt. Die Moral, das Leben und den Sherry. Damit kennt Algernon sich aus, ebenso wie sein Freund Jack. Beide nehmen es mit dem Ernst des Lebens nicht so genau. Um des Öfteren unentdeckt und unbeschadet der Leichtigkeit eines ausschweifenden Lebens nachgehen und den Pflichten entfliehen zu können, erfindet der eine den jüngeren Bruder Ernst und der andere einen kränkelnden Freund Bunbury.
Doch die Liebe kreuzt das Spiel und bringt das lose Identitätengerüst ins Wanken. Jack, in der Stadt nur als Ernst bekannt, wird von seiner Angebeteten Gwendolen ausschließlich wegen des Namens geliebt. „Nur ein Ernst ist meiner wert. Das wusste ich schon immer.“ Algernon verlässt die unbequeme Verwandtschaft unter dem Vorwand, seinen armen Freund Bunbury zu pflegen, reist allerdings lieber als Jacks Bruder Ernst aus der Stadt aufs Land. Dort verliebt er sich in dessen Mündel Cecily. Die junge Frau ist hocherfreut, endlich ihren zukünftigen Gatten kennenzulernen. Denn nach faszinierenden Berichten Jacks hat sie sich schon Wochen zuvor in den vermeintlichen Bruder mit dem bedeutungsvollen Vornamen verliebt – und sich auch kurzerhand mit ihm verlobt. In seiner Abwesenheit, versteht sich. Während nun beide Männer versuchen, auf dem schnellsten Weg zu dem Namen Ernst zu gelangen, treffen Cecily und Gwendolen aufeinander, beide verlobt mit einem gewissen Ernst Worthing…
Die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek hat sich Oscar Wildes Meisterwerk angenommen und gnadenlos ausformuliert, was Wilde nur anzudeuten wagte. Sie feuert noch rasantere, grotesk zugespitzte Wortsalven ab und lässt keine Pointe, aber auch keinen Abgrund aus.
Um dem nötigen Ernst des Lebens zu entgehen und sich unbeschadet dem sündigen Doppelleben eines „Doppelladers“ hinzugeben, haben die beiden Freunde Algernon und Jack sich selbst neu und einen Doppelgänger erfunden, der ihnen das ungestörte „Bunburysieren“ abseits der moralisch legitimem Trampelpfade ermöglicht: Jack den jüngeren Bruder Ernst, ein liederliches Subjekt, das sich ständig in Schwulitäten bringt und Jack ausgedehnte Reisen vom Land in die Stadt ermöglicht; und Algernon den kränklichen Freund Bunbury, der ihm seinerseits ungestörte Ausflüge von der Stadt aufs Land erlaubt.
Jack, in der Stadt nur als Ernst bekannt, verliebt sich in Algernons Cousine Gwendolen, die vollen Ernstes nur einen Mann namens Ernst lieben möchte und diesen in Jack/Ernst gefunden zu haben glaubt. Algernon hingegen, der Jacks Abwesenheit auf dem Land ausnützt, besucht unter dem Vorwand, der jüngere, Bruder Ernst zu sein, Jacks Mündel Cecily, die ebenfalls wild entschlossen ist, nur einen Ernst zu nehmen und sich bereits vor Ankunft des leibhaftigen Bruders Ernst in diesen verliebt hat. Lady Bracknell, Gwendolens Mutter, erhebt lautstarken Protest gegen die Heirat ihrer Tochter, als sie erfährt, dass Jack/Ernst ein auf einer Londoner Bahnhofs-Toilette abgelegtes Findelkind mit unbekannter Herkunft ist und zwingt damit ihre Tochter, zu ihrem geliebten Ernst aufs Land zu flüchten. So treffen die beiden vermeintlichen Ernste auf die beiden in Ernst verliebten jungen Damen.
Bis sich das doppelte Verwirrspiel durch eine wiedergefundene Reisetasche und Cecilys Gouvernante Miss Prism in Wohlgefallen und zwei Hochzeiten auflöst, frönen Oscar Wilde und seine kongeniale Bearbeiterin Elfride Jelinek in virtuosen Dialogen und hinreißend komischen Momenten ihrem Talent, den Abgründen und dem Ernst des Lebens mit pointiertem Witz und spitzer Feder zu Leibe zu rücken.
Photos by © Lalo Jodlbauer
Intendanz / Regie
Michael Sturminger
Bühne
Manuel Biedermann
Paul Sturminger
Kostüme
Renate Martin
Dramaturgie
Angelika Messner
Produktionsleitung
Stephan Schaja
John Worthing
Raphaela Möst
Algernon Moncrieff
Elzemarieke de Vos
Lady Bracknell
Michou Friesz
Pastor Chasuble
Maria Hofstätter
Miss Prism
Marie-Christine Friedrich
Merriman / Lane
Karola Niederhuber
Gwendolen Fairfax
Miriam Fussenegger
Cecily Cardew
Maresi Riegner
Produktionskoordination / Inspizienz
Renate Vavera
Regieassistenz
Victoria Rottensteiner
Dramaturgieassistenz
Martina Theissl
Produktionsbetreuung / Bühne
Richard Weber
Technische Leitung
Gerhard Baldaszti
Beleuchtungsmeister / Lichtdesign
Marcus Loran
Beleuchtungsmeister
Martin Hofer
Tonausstattung / Tondesign
Walter Till
Tontechnik / Toneinrichtung
Christoph Hofer
Tonassistenz
Martina Heck
Tonassistenz
Valentin Ledebur
Requisitenmeister / Bühnentechnik
Ignazio Atzara
Maske
Helmut Grandegger
Nadie Pajaziti
Bühne
Ernst Zsak
Kostümbetreuung
Angelika Pories
Nina Wiplinger
Kostümhospitanz
Jasmin Zuderell
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Alexia Gerhardus
Marketing / Sponsoring
Anja Pflugfelder-Reisch