Michael Sturminger
Der Reigen

Der Reigen

Der Reigen / 2019

Musiktheater für fünf Stimmen und 23 Instrumente von Bernhard Lang

Libretto von Michael Sturminger nach Arthur Schnitzlers Der Reigen (1920)

 

Zwischen »verzweifelter Komik, erotischer Besessenheit und depressivem Zwangsverhalten« oszillieren die Loops, die der österreichische Komponist Bernhard Lang für sein Musiktheater nach Arthur Schnitzlers Der Reigen ersann.

Dieses skandalumwitterte Theaterstück führt in einem tanzartigen Reigen zehn Paare vor, die sich für kurzzeitige sexuelle Abenteuer zusammenfinden – ein Sujet, das sich »mit Heiterkeit und in ihrem ewigen Gegensatz zu der sogenannten Sittlichkeit« positioniert, wie es Schnitzlers Geliebte Adele Sandrock formulierte.

Die »Wiederholungsstruktur von Verführung, Sex und Postludium« prädestiniert den Text für Langs Kompositionsprinzip, in dem Loops zum »Analyseinstrument mechanisierter und zwanghafter menschlicher Verhaltensweisen« werden, wie er über sein Werk schreibt. Lang drückt die Heterogenität von Figuren, Halbwelten und Trash mit musikalischen Stilelementen unterschiedlicher Richtungen sowie der Kombination von klassischem Orchester, Drumset und Synthesizer aus. Zwei Rollen sind für Countertenor komponiert und ermöglichen zusätzliche geschlechtliche Identitäten im Vergleich zur Entstehungszeit des Stücks.

Die Regisseurin Alexandra Liedtke arbeitet sowohl im Schauspiel als auch in der Oper und inszenierte unter anderem bei den Salzburger Festspielen, am Salzburger Landestheater, am Theater in der Josefstadt sowie an der Wiener Staatsoper. Nach der erfolgreichen Uraufführung von Staatsoperette – Die Austrotragödie setzen die Bregenzer Festspiele mit Der Reigen ihre Zusammenarbeit mit der Neuen Oper Wien fort.

Photos by © Bregenzer Festspiele / Anja Köhler

Musikalische Leitung
Walter Kobéra

Inszenierung
Alexandra Liedtke

Bühne
Falko Herold, Florian Schaaf

Kostüme | Video
Falko Herold

Klangregie
Christina Bauer

Licht
Norbert Chmel

Dramaturgie
Olaf A. Schmitt

amadeus ensemble-wien​

 

Das Hausmädchen | Das Schulmädchen
Anita Giovanna Rosati​

Die Prostituierte | Die junge Frau
Barbara Pöltl

Der junge Mann | Die Schauspielerin
Thomas Lichtenecker

Der Polizist | Der Autor
Alexander Kaimbacher

Der Ehemann | Der Privatier
Marco Di Sapia

ORF Online
„[…] Eine spannungsgeladene, an Klangfarben reiche Musik, eine schlüssige und fantasievolle Inszenierung und ein makelloses Ensemble – besser kann eine Erstaufführung wohl nicht ausfallen. Arthur Schnitzlers einst skandalumwittertes Drama Reigen wird als Musiktheater von Bernhard Lang zu einem weiteren Glanzlicht der Bregenzer Festspiele. […]

Er habe das Glück, mit versierten Jazzmusikern zusammenarbeiten zu können, betont Walter Kobéra, der musikalische Leiter der Neuen Oper Wien. […]

Liedtke greift – ebenso wie die Musik Langs – die beißende Ironie Schnitzlers auf […].

[…] Klare Sprachverständlichkeit ist das Um und Auf in diesem Musiktheater, und dafür garantiert Kaimbacher ebenso wie seine vier KollegInnen. […]“

Süddeutsche Zeitung
„[…] Alles bringt ungeheuer Stimmung, schaut toll aus, wie auch die Bühne von Florian Schaaf, der in einer enormen Wand Zimmer und Ort auftauchen lässt. Liedtke bevölkert die mit dem schauspielpräzisen Spiel ihrer fünf Sängerinnen und Sänger. […]

Anita Giovanna Rosati und Barbara Pöltl sind überlegen, kokett, selbstbewusst […].

[…] der Humor ist gut, genau, und die Fünf auf der Bühne sind fabelhaft.“

Vorarlberger Nachrichten
„[…] Lang malt Klangräume, die den Gedanken freien Lauf lassen. […]

Ein Kompliment an dieser Stelle an Walter Kobéra und das Amadeus Ensemble Wien, die mit äußerster Präzision die Herausforderung, die Lang ihnen stellte, angenommen und in Musik umgesetzt haben. Dasselbe Lob gilt dem Solistenquintett. Anita Giovanna Rosati (Sopran), Barbara Pöltl (Mezzo), Alexander Kaimbacher (Tenor), Marco di Sapia (Bariton) und Thomas Lichtenecker (Countertenor) zeigen die Welt zwischen Sein und Schein einfach nur mit Bravour.

[…] so zeigt der Bregenzer Reigen eine geschickt durchkomponierte Regie. Dafür zeichnet Alexandra Liedtke verantwortlich. Mehrdeutig schön und irritierend sind die Bilder, die sie da ins Geschehen einstreut. […]

Der Bregenzer Reigen ist das, was man als absolut gelungenes Gesamtpaket bezeichnen kann. Eine kreative Regieführung, tolle Stimmen und eine Musik, die aufgreift und multipliziert, was dem Text zugrunde liegt […].

[…] Der kräftige Applaus, mit dem diese österreichische Erstaufführung schließlich besiegelt wurde, war dann alles andere als unpersönlich, der war warm, ehrlich und vor allem mehr als nur gerechtfertigt.“

SWR 2
„[…] Mit einer grandiosen Überlappung von Videoprojektionen mit Animationen […] zeichnen Falko Herold und Florian Schaaf ein ganzes Stadtpanorama auf die intim-dimensionierte Werkstattbühne des Festspielhauses. Die Personenführung von Alexandra Liedtke ist vor allem hochmusikalisch. […]

Hier tanzt alles – die Musik, das Bild, die Körper und ihre Emotionen. Und die Inszenierung hat einen weiteren großen Vorzug: Sie ist witzig, bei aller Boshaftigkeit dieses Liebeskarussells. […]

Hier klingt die Sprache in den Instrumenten und ihre melodischen Wendungen wechseln fließend zwischen Bühne und Ensemble im Vordergrund. Großartig sind aber nicht nur die darstellerischen Leistungen. Anita Giovanna Rosati, Barbara Pöltl, Alexander Kaimbacher, Marco Di Sapia und der Countertenor Thomas Lichtenecker, in männlichen und weiblichen Rollen, singen nicht nur makellos, sie sind vor allem ein perfekt aufeinander abgestimmtes Ensemble und bieten sängerische Homogenität. […]“

Neue Vorarlberger Tageszeitung
„[…] Die Stimmen der beiden Sopranistinnen Anita Giovanna Rosati und Barbara Pöltl sind schlank und beweglich geführt, Lichtenecker bringt in Stimme und Spiel eine besondere Farbe hinein. Tenor Alexander Kaimbacher, ein häufiger Gast in Bregenz, und Bariton Marco Di Sapia sind als Typen und charakteristische Stimmen gleichfalls gut besetzt. […]

Das Publikum folgte dem Abend konzentriert, amüsiert und feierte die Ausführenden und das Regieteam mit herzlichem Beifall.“

Kronen Zeitung Vorarlberg
„[…] Ein bisschen Michael Sturminger braucht derzeit jedes österreichische Festival […].

Die für Bregenz von Alexandra Liedtke neu erarbeitete Regie geht nicht nur mit diesen Kulminationspunkten sensibel um, sie zeichnet auch die Charaktere gut, unterstützt vom großartigen Sängerteam Anita Giovanna Rosati, Barbara Pöltl, Thomas Lichtenecker, Alexander Kaimbacher und Marco Di Sapia. Sehr atmosphärisch gelungen ist das Bühnenbild von Falko Herold und Florian Schaaf. […]“

Der Westallgäuer
„[…] Die Partitur, die das Amadeus-Ensemble Wien mit Streichern, Bläsern, Schlagwerk und Synthesizern unter Dirigent Walter Kobéra enorm dynamisch spielt, ist im Rhythmus der Sprache gesetzt […].

Die zwei Sängerinnen und drei Sänger beeindrucken durch überwältigende stimmliche Präsenz. Zugleich zeichnen sie als Darsteller plastische Charaktere und karikieren die Paare köstlich […]. Wie mühelos dabei die Mezzosopranistin Barbara Pöltl, der Tenor Alexander Kaimbacher, die Sopranistin Anita Giovanna Rosati, der Bariton Marco Di Sapia und der Countertenor Thomas Lichtenecker von einer Rolle zur nächsten wechseln, hinterlässt einen starken Eindruck.

Großen Anteil an der gelungenen Inszenierung unter Regisseurin Alexandra Liedtke hat das faszinierende Bühnenbild. […]“

Südkurier
„[…] Ausstatter und Videokünstler Falko Herold findet in den zehn Szenen immer wieder zu köstlichen Variationen – genauso wie auch Liedtke die Inszenierung mit feiner Ironie unterfüttert.

Insbesondere Countertenor Thomas Lichtenecker überzeugt. […] Sehr erheiternd auch Alexander Kaimbacher […]. Dass der Abend insgesamt gelingt, ist vor allem den Darstellern und der klugen Regie zu verdanken.“